Das große Praxisbuch wird übersetzt ins Ukrainische - mit Vorwort von Irmtraud Kauschat

Irmtraud und ich sind erfreut und sehr berührt darüber, dass unser "großes Praxisbuch zum wertschätzenden Miteinander - 101 Übungen" auf Ukrainisch übersetzt wird. 

 

Dafür wurde Irmtraud gebeten, das Vorwort zu schreiben. Denn sie ist auch in der Ukraine bekannt und hat dort schon einige Trainings in Gewaltfreier Kommunikation und Mediation gebeten. 

 

In Ihrem Vorwort kannst du nachlesen, wie es ihr dort erging und welche Erkenntnisse Irmtraud mitgenommen hat. Und wie unsere deutsche Vergangenheit auch mit der Vergangenheit der Ukraine verknüpft ist und gleichzeitig Frieden und Versöhnung möglich sind. 

 

Sie hat unser Buch der Menschheit gewidmet. Das gefiel berührte mich so sehr, dass ich sie bat, es hier im Blog zu veröffentlichen. 

 

Lies hier das ganze Vorwort im Original auf Englisch oder scrolle etwas weiter nach unten für die deutsche Übersetzung. 

 

Foreword For The Ukrainian Edition of "Das große Praxisbuch zum wertschätzenden Miteinander"

I am joyful knowing that the first edition of our book in a foreign language is in Ukrainian.

 

I have been following the events in Ukraine since the fall of the Berlin Wall and especially since the Maidan events with joy, excitement, fear and frustration, many emotional ups and downs depending in the development from afar.

 

When I was first invited to give a training on mediation based on Nonviolent Communication in Ukraine in October 2015, I was curious to meet people who so much stood up for their needs for autonomy, contribution to a society where people’s need get acknowledged and hopefully get met and wanted to live in peace.

 

I met with many psychologists and social workers who donated so much of their time in volunteer work, supporting people who had been traumatized during the fights on Maidan and the war, veterans, the families of veterans, refugees and people who had been displaced.

 

I found that there was a civil society very active in trying to implement new ways in living together which was very close to my values and was happy that I was able to support them with my skills in Nonviolent Communication.

 

Coming back over the years I see a growing community of people trying their best to “walk the talk”: everybody shares the same needs, everybody’s needs matter and whatever someone does is an attempt to meet needs, even when it is harmful to someone else. This can be very challenging to accept.

 

I remember a situation when someone who worked with soldiers and veterans asked me how she could prepare herself for the time after the war. I told her it might be helpful to prepare herself to see human beings also in the people who live in the ATO-zone, who started the war. She jumped up and shouted: “Never ever”. I listened to her with empathy, we found out that it so painful for her to see the Ukrainian soldiers being wounded, traumatized, their families breaking apart, that she couldn’t imagine that “the others” are human beings too. 

 

Then another participant stood up and said: “Yesterday evening I attended a celebration for the liberation of Ukraine from the German Nazi-occupation. Today we are sitting here together with Irmtraud and are friends. I think some day it will be also possible with the people who started the war.

 

I felt very grateful for this contribution as this also closed a circle for me: Nazi-Germany had occupied Ukraine amongst many other countries, had committed many atrocities, killed many Ukrainians and then I am received as a friend. I am so grateful that this is possible. This is why I trust that peace is possible worldwide.

 

The book with it's exercises is meant as a contribution to support creating peace within ourselves, in the family, neighbourhood, in society.

 

It is dedicated to humanity.

Vorwort Für Die Ukrainische Ausgabe "Das große Praxisbuch zum wertschätzenden Miteinander"

Es freut mich zu wissen, dass die unser erstes Buch „Das große Praxisbuch zum wertschätzenden Miteinander“ ins Ukrainische übersetzt worden ist.

 

Ich verfolge die Ereignisse in der Ukraine seit dem Fall der Berliner Mauer und vor allem seit den Maidan-Ereignissen mit Freude, Aufregung, Angst und Frustration, den vielen emotionalen Höhen und Tiefen, von der Ferne.

 

Als ich im Oktober 2015 zum ersten Mal eingeladen wurde, ein Training zur Mediation auf der Grundlage der Gewaltfreien Kommunikation in der Ukraine zu geben, war ich neugierig darauf, Menschen zu treffen, die sich so sehr für ihre Bedürfnisse nach Autonomie und Beitrag zu einer Gesellschaft eingesetzt haben, in der die Bedürfnisse der Menschen anerkannt werden und hoffentlich erfüllt werden und die in Frieden leben wollen.

 

Ich traf viele Psychologen und Sozialarbeiter, die einen Großteil ihrer Zeit in ihr Ehrenamt investierten und Menschen unterstützten, die während der Kämpfe gegen Maidan und den Krieg traumatisiert worden waren, Veteranen, die Familien von Veteranen, Flüchtlinge und Vertriebene.

 

Es zeigte sich für mich, dass es eine Zivilgesellschaft gab, die sich sehr aktiv um die Umsetzung neuer Wege des Zusammenlebens bemühte, die meinen Werten sehr nahe kam, und war froh, dass ich sie mit meinen Fähigkeiten

in der Gewaltfreien Kommunikation unterstützen konnte. 

 

Im Laufe der Jahre sehe ich eine wachsende Gemeinschaft von Menschen, die ihr Bestes tun, um Worten Taten folgen zu lassen. Alle teilen die gleichen Bedürfnisse, die Bedürfnisse eines jeden sind wichtig und was auch immer jemand tut, ist ein Versuch, die Bedürfnisse zu befriedigen, auch wenn es für einen anderen schädlich ist. Dies kann sehr schwierig zu akzeptieren sein. 

 

Ich erinnere mich an eine Situation, in der mich eine Frau fragte, die mit Soldaten und Veteranen arbeitete, wie sie sich auf die Zeit nach dem Krieg vorbereiten könne. Ich sagte ihr, es könnte hilfreich sein, sich darauf vorzubereiten, Menschen auch in den Menschen zu sehen, die in der ATO-Zone leben, die den Krieg begonnen haben. Sie sprang auf und schrie:  "Niemals!". Ich hörte ihr mit Empathie zu. Wir fanden heraus, dass es für sie so schmerzhaft war, zu sehen, wie die ukrainischen Soldaten

verwundet, traumatisiert und ihre Familien auseinanderbrechen, dass sie sich nicht vorstellen konnte, dass "die anderen" auch Menschen sind.

 

Dann stand ein anderer Teilnehmer auf und sagte: "Gestern Abend habe ich an einer Feier zur Befreiung der Ukraine von der

deutschen Nazi-Besetzung teilgenommen. Heute sitzen wir hier zusammen mit Irmtraud und sind Freunde. Ich denke, eines Tages wird es auch mit den Menschen möglich sein, die den Krieg begonnen haben." 

 

Ich war sehr dankbar für diesen Beitrag, denn damit schloss sich für mich auch ein Kreis: Nazi-Deutschland hatte die Ukraine unter vielen anderen Ländern besetzt, viele Gräueltaten begangen, viele Ukrainer getötet. Und dann werde ich als Freund empfangen.

 

Ich bin so dankbar, dass dies möglich ist. Deshalb vertraue ich darauf, dass Frieden weltweit möglich ist.

 

Das Buch mit seinen Übungen ist als Beitrag zur Unterstützung der Schaffung von Frieden in uns selbst, in der Familie, in der

Nachbarschaft, in der Gesellschaft gedacht. 

 

Es ist der Menschheit gewidmet.

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